Nachman Mayzel

Jiddischer Schriftsteller, Übersetzer und Publizist, er lebte von 1887-1966. Es sind von ihm 417 Werke in 747 Publikationen in 3 Sprachen veröffentlicht worden.

Mayzel wurde in der Nähe von Kiew geboren und erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung. Ab 1905 veröffentlichte er seine Texte, zuerst auf Hebräisch, später schrieb er auf Jiddisch, das war gleich eine Kritik zu Dovid Bergelson. Er leitete einen Verlag für jiddische Literatur und eine jiddische Zeitschrift.

Mayzel zog nach Warschau und gründete zusammen mit I. J. Singer, Perez Markish und Melech Ravitch die berühmte Literatur-Zeitschrift ‚Literarishe bleter‘, dessen Herausgeber er war. 1964 ging er in ein Kibbuz nach Israel.

In dem Buch ‚Tage und Nächte im Tal‘ veröffentlichte er seine Eindrücke von Palästina nach seinem ersten Besuch 1936.

Ein anderes Buch: ‚Es war einmal ein Leben. Das jiddische Kulturleben in Polen zwischen den Weltkriegen‘. (Alles auf Jiddisch)


Bild sztetl.org.pl

Melech Ravitch

Der jiddische Schriftsteller und Literaturhistoriker Melech Ravitch hieß eigentlich Zechariah Choneh Bergner. Er wurde 1893 in Radymno, Galizien, heute Polen, geboren. Seine Mutter, Hinde Bergner, hat auch geschrieben. Die Czernowitzer Sprachkonferenz animierte ihn, jiddische Gedichte und Essays zu schreiben.

1921 ging er nach Warschau, er gehörte zu der jiddischen Dichtergruppe ‚Di Chaliastre‘, war Mitbegründer der Zeitschrift ‚Literarishe bleter‘ und des jiddischen PEN-Clubs.

Ravitch war in Australien, Argentinien, Mexiko , New York City und Israel, dann ließ er sich in Montréal nieder und schrieb zwanzig Bücher.

Seine tausend Seiten-Autobiographie:
Dos mayse-bukh fun mayn lebn.
Seine Lebensgeschichte und die des jüdischen Schriftsteller- und Kulturlebens von Galizien, Wien und Warschau über 1000 Seiten. Der Otto Müller Verlag hat eine Auswahl auf Deutsch herausgebracht, etwa ein Fünftel, und sich für Ravitchs Zeit in Wien entschieden. Er schreibt auch einiges über seine Familie. Diese deutsche Ausgabe hört da auf, als Ravitch sich entschließt, Wien zu verlassen, wo er sich als Bankangestellter langweilt, und nach Warschau zu gehen, wo das jiddische Dichterleben brodelt, besonders in der Tłomackie 13, Sitz des Jiddischen Schriftsteller- und Journalistenverbands.
Seine Riesenbiographie über jiddische Schriftsteller, die er selbst kannte und sehr lebhaft über sie berichtet, voller Anekdoten und persönlicher Erlebnisse: Mayn leksikon. 1945–1982. Und zahlreiche weitere Werke. Sein Sohn Josl Bergner wurde ein berühmter Maler. Von ihm stammt das Cover der deutschen Ausgabe. Melech Ravitch starb 1976 in Montréal.

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Perez Markisch

„Ich bin nur ein Halm auf dem Feld, ein Schößling, der vom Atem des Morgens gerührt wird …“

So beginnt ein Gedicht von Perez Markisch, dem Dichter und Revolutionär, der auch den stalinistischen ‚Säuberungen‘ zum Opfer fiel. Revolutionär war er sprachlich und politisch, Kommunist, und gehörte dem Jüdischen Antifaschistischen Komitee an. Sein Hauptwerk, ‚Milchome‘ (Krieg), ein Epos von 20.000 Zeilen, entstand unter dem Entsetzen der Shoah.

Markisch stammt aus einer sephardischen Familie, wurde 1895 in Polonne, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine geboren. Traditionelle jüdische Ausbildung im Cheder. Mit 15 erste Gedichte auf Russisch, später auf Jiddisch.

Er gründete die Literaturgruppe Di Chaliastre. Enge Freundschaft mit den jiddischen Dichtern Uri Zvi Grinberg und Melech Ravitch, die einen großen literarischen Einfluss aufeinander ausübten. Sie kamen aus unterschiedlichen Gegenden, ihre Wege kreuzten sich in Polen, weil sie für die jiddische Literatur nach Warschau gingen, und ihre Wege trennten sich wieder auf unterschiedliche Weise. Markisch gehörte auch zur Kiewer Gruppe.

Markisch gründete die berühmte jiddische Zeitung ‚Literarishe bleter‘. Er hielt sich in Paris und Berlin auf und seine Rückkehr in die Sowjetunion war wie eine Knebelung. Markisch war frei in seinem Denken und wild in seinen Gedichten, Russland eng und überwachend.

Markisch schrieb Gedichte, Aufsätze, Lieder, hielt Vorträge über jiddische Dichtung und erhielt den Stalinpreis, die höchste zivile Auszeichnung. Ermordet wurde er trotzdem, 1952, nachts, in einem Moskauer Gefängnis.

„Erde! Genug sollte ich ein Stamm sein, der sich unter einem blauen Baldachin rührt, um an deiner Größe gemessen zu werden.‘

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Bild http://www.stosvet.net/12/markish

Di Chaliastre, v.l.: Mandl Elkim, Perez Hirschbein, Uri-Zvi Greenberg, Perez Markisch, Melech Ravitch, Israel Joshua Singer.

Die Brüder Singer

Rechts: Der ältere Bruder, Israel Joshua Singer, 1893 in Bilgoraj, Polen geboren.

Sein jüngerer Bruder ist der bekanntere, Isaac Bashevis Singer, der 1978 den Literaturnobelpreis erhielt, über den er sagte, sein Bruder habe ihn verdient; leider ist Israel Joshua aber 1944 schon 50jährig gestorben. Isaac Bashevis wurde 1902 in Leoncin geboren und ihre Schwester Esther 1891 in Bilgoraj.

Die Geschwister stammen aus einer chassidischen Rabbinerfamilie von mindestens sieben Generationen und erhielten eine entsprechende jüdische Erziehung, von der sie sich schon in jungen Jahren lösten und mit dem Schreiben begannen, die Brüder anfangs für jiddische Zeitungen.

Israel Joshua Singer gehörte der Dichtergruppe Di Chaliastre an, zusammen mit Perez Markisch, Melech Ravitch und Uri Zvi Greenberg. Er war Mitherausgeber der ‚Literarishe bleter‘.

Die Familie lebte eine Zeitlang in der Krochmalnastraße in Warschau, damals die größte jiddische Siedlung, Isaac Bashevis erwähnt sie in seinen Werken immer wieder. Die Brüder gingen später nach Amerika, Esther mit ihrem Mann nach Antwerpen. Es gab noch einen Bruder Moshe, der 1945 in der Sowjetunion umkam.

Am meisten erfährt man über die Familie und ihre Zeit, indem man ihre Werke liest.

Werkbeispiele:
Israel Joshua Singer:
• Die Familie Karnowski
• Von einer Welt, die nicht mehr ist
• Josche Kalb

Isaac Bashevis Singer:
• Verloren in Amerika (3 Titel in einem Band)
• Schatten über dem Hudson
• Mein Vater der Rabbi

Und alle anderen.

Foto links von Walter Daran / The LIFE Images Collection / Getty in: The New Yorker 30. April 2018
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