Moshe Gurin

משה גורין Moshe Gurin war ein jiddischer Dichter und Holocaustüberlebender. Er hieß eigentlich Gurevitsh und wurde 1921 in Wilna geboren. Er war mit Hirsch Glik befreundet.

Gurin lebte im Ghetto Wilna und überlebte das KZ Riga. Nach zwei Jahren Schweden ging Gurin 1947 nach Palästina, wurde Lehrer in Akko und Mitglied der Dichtergruppe Yung-Yisroel. Gurin starb 1990.

Bücher u.a.
Di grine brik
Mit zibn oygn
Vu zunen trefn zikh

Die CD mit dem Hörspiel » ‚Galut (Diaspora)‘ ist Moshe Gurin (Gurevitch, Govrin) und seiner Familie gewidmet.« idogovrin.net

textura.org

Galut/diaspora

Über seine autobiographische Erzählung „And the House of God Will Be Burned“ (1966) siehe idogovrin.net

Yiddish Book Center

Abbildung der CD https://www.gonzocircus.com/galut-diaspora/

Samuel Bak

שמואל בק

Samuel Bak ist ein Maler und Holocaustüberlebender, 1933 in Wilna, Litauen geboren. Als Kind musste er im Ghetto von Wilna leben. Er und seine Mutter flüchteten in ein Kloster, wo sie als einzige der Familie überlebten. 1948 gingen sie nach Israel.

Bak studierte Kunst in Jerusalem. Er malt in Metaphern über den Holocaust und seine Geburtsstadt Wilna, über die „Zerstörung und Entmenschlichung, die seine Kindheitserinnerungen ausmachen.“ (Wiki)

Yad Vashem hat eine ausführliche Seite über den Künstler und seine Gemälde:

https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/bak/index.asp#/home

Da steht auch dieses Zitat von Shmerke Kaczerginski :

Alle Wege führen nach Ponary / von Ponary fort kein einziger. / Vater ist verschwunden / und mit ihm / ist das ganze Licht gegangen.

Shmerke Kaczerginski, Wilna, April 1943

Im Wald von Ponary, am Rande der Stadt, wurden siebzigtausend Juden aus Wilna, darunter Samuels Großvater, Großmutter und Vater, von den Nazis und ihren litauischen Gefolgsmännern ermordet. (Yad Vashem)

Ponary / Ponar. Samuel Bak. Quelle Yad Vashem.

Portrait WikiArt

Chayele Rozental

חיהלע ראזענטאל

Chayele Rozental war Sängerin und Schauspielerin, sie sang viele Lieder ihres Bruders Leyb Rozental, den Dichter und Liedermacher. Chayele wurde 1924 in Wilna geboren. Sie sang und spielte auch im Wilnaer Ghetto, in das die Familie gezwungen wurde. Chayele überlebte den Holocaust.

Ihr Vater war einer der ersten Juden in Wilna, die ermordet wurden, ihre Mutter in einem Vernichtungslager. Ihr Bruder wurde in Estland von den Nazis ermordet.

1951 zog Chayele nach Kapstadt. Sie sang bis zu ihrem Tod 1979. Ausführlich siehe die unbedingt empfehlenswerte Seite ihrer Tochter: https://chayela.com/

Leyb Rozental

לייב ראזענטאל

Leyb Rozental war Dichter, Liedermacher und Dramatiker für Revuetheater. Er wurde 1916 in Wilna geboren. Viele seiner Lieder sang seine Schwester Chayele. Auch als die Familie ins Ghetto ziehen musste, organisierte er Musik- und Theateraufführungen. Rozental wurde 1945 von den Nazis ermordet.

Ausführlich siehe die von seiner Nichte erstellte, unbedingt empfehlenswerte Seite:
https://chayela.com/leyb-rosenthal/

„Mir lebn ejbig!“
Wir leben ewig,
brennt auch die Welt.
Wir leben ewig,
ohn' auch ein' Groschen Geld.
Allen Feinden zum Trotz,
die uns missgönnen.
Wir leben ewig,
wir sind da.
Wir leben ewig, in jeder Stund'.
Wir wollen leben und erleben,
schlechte Zeiten überleben.
Wir leben ewig,
wir sind da!
Aus: Lieder des Ghetto, Jiddische Freiheitslieder.

Yitskhok Rudashevski

Yitskhok Rudashevski, geb. 1927 in Wilna, war ein jiddischer Tagebuchschreiber aus dem Ghetto Wilna. Sein Vater war Setzer bei der jiddischen Zeitung ‚Vilner Tog‘. Obwohl die Familie sich versteckt hielt, wurde sie entdeckt und 1943 in den Wäldern von Ponar erschossen. Yitskhoks Cousine rettete das Tagebuch, sie ist die einzige Überlebende. Es wurde in viele Sprachen übersetzt. Yitskhok wurde keine 16 Jahre alt.

„Yitskhok Rudashevski schreibt vom Alltag im Ghetto, dem ständigen Hunger, den Gefahren der Essensbeschaffung, dem Schmuggel und den Razzien, der Kälte, weil Heizmaterial fehlt. Er berichtet vom verzweifelten Kampf um Arbeitsausweise, das Entsetzen beim Abtransport der für die Vernichtung bestimmten Menschen und er empört sich über das Auftreten der jüdischen Ghettopolizei:

»Plötzlich haben jüdische Polizisten neue offizielle Kopfbedeckungen aufgesetzt… Sie marschieren adrett im Gleichklang vorbei… Sie wirken wie Litauer: wie Häscher. Mich überkommt ein unangenehmes Gefühl. Ich hasse sie vom Grund meines Herzens, Ghettojuden in Uniform, und wie arrogant sie in Stiefeln ausschreiten, die sie beim Plündern gestohlen haben.«“ Deutschlandfunk Kultur

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Riklah Gleser

Eine jiddische Dichterin und Partisanin, die Holocaustlieder schrieb.
Geboren 1924 in Wilna, kam mit 16 ins Ghetto, schrieb Gedichte, konnte fliehen, indem sie während der Deportation aus dem Zug sprang und schloss sich den Partisanen der Rudniki-Wälder an. Sie kämpfte im Regiment ‚Tod dem Faschismus‘, zwischendurch schrieb sie.

1948 ging sie nach Israel. 1991 erschien in Tel Aviv ihr Gedichtband לידער פון לעבן
Lieder vom Leben.

Ihr berühmtestes Gedicht ist das Lied ‚Es war ein Sommertag‘, vertont nach dem jiddischen Lied Papirosn von Hermann Yablokoff.
Es handelt von dem Wald in Ponar, in dem Tausende von Juden erschossen wurden.

Original in Jiddisch.

Es war ein Sommertag,
wie immer sonnig schön.
Und die Natur hat doch gehabt
in sich so viel Charme.
Es haben Vögelein gesungen,
fröhlich sind sie herumgesprungen,
ins Ghetto hat man uns geheißen zu gehn.

Ach, stellt Euch vor, was aus uns wurde!
Verstanden haben wir: es ist alles verloren.
Nicht geholfen hat unser Beten,
daß jemand uns retten möge,
verlassen haben wir doch unser Zuhaus.

Wir sind zu viele gewesen,
befohlen hat der Herr,
zu bringen die Juden von Ringsumher
und sie zu erschießen in Ponar.
Die Häuser wurden geleert,
aber die Gräber dafür gefüllt.
Der Feind hat erreicht sein großes Ziel.

In Ponar sieht man jetzt auf den Wegen
Sachen, Hüte durchnässt vom Regen.
Das sind die Sachen der Opfer,
von den heiligen Seelen,
die Erde hat sie auf ewig zugedeckt.

Und jetzt ist wieder Sonnenschein,
prachtvoll riecht alles ringsumher.
Und wir sind Gepeinigte
und leiden alle stumm.
Abgeschnitten von der Welt,
mit hohen Mauern umstellt,
ein Hoffnungsstrahl regt sich kaum.

Hier kann man das Lied hören: Klick

Hier ein anderer Interpret: Klick

Hier kann man Riklah Gleser sehen:

Riklah Gleser starb 2010 im Alter von 85 Jahren.

Quellen
ויקיפדיה
Lieder des Ghetto

Rivka Basman Ben-Hayim

Die faszinierende Lebensgeschichte der jiddischen Dichterin und Lehrerin Rivka Basman Ben-Hayim in Kurzform.

1925 in Ukmergė, UdSSR, heute Litauen, geboren, Mutter stirbt 1930. Als Kind Lektüre der Gedichte von Kadya Molodowsky und Beginn zu schreiben. 1941 Ghetto Wilna, Bekanntschaft mit Abraham Sutzkever. Er wird ihr Mentor. Sie schmuggelt ihre Gedichte eingerollt unter der Zunge raus.

Arbeitslager Riga. Vater und Bruder werden von den Nazis ermordet. Der Bruder war acht Jahre alt.

1947 mit ihrem Mann nach Israel, er schließt sich der Hagganah an. Sie lebten 16 Jahre lang im Kibbuz Ha-Ma’apil. Sie gehörte zur Dichtergruppe Yung-Yisroel. 1961 wegen eines Studiums nach New York.

Erst mit 80 Jahren war sie imstande, sich in ihren Gedichten direkt über den Holocaust auszudrücken. Mit 95 Jahren brachte sie einen Gedichtband über den Holocaust heraus (a bliyung in ash), dem sie ihrem ermordeten Bruder widmete.

Rivka Basman erhält zahlreiche Auszeichnungen.

Bis zu ihrem 98. Lebensjahr lebte sie in Herzliyyah, schrieb Gedichte und war Leiterin der Union jiddischer Schriftsteller in Tel Aviv. Rivka Basman stirbt im März 2023.

Auch Gott trug einen gelben Stern – Wie konnte er dann seine Kinder retten?

Rivka Basman Ben-Hayim

Photo by Bella Bryks Klein in: Forward

Forward: yiddish-poet-rivka-basman-ben-hayim-has-died-at-98

Jakob Wygodski

Arzt, Politiker, jiddischer Autor mehrerer Bücher, Herausgeber der jiddischen Zeitung ‚Flugblat‘ und Förderer der bekannten jiddischen Theatergruppe Wilnaer Truppe.

Wygodski wurde 1856 in Babrujsk geboren, Russ Reich, heute Belarus. Traditionelle jüdische Erziehung und Gymnasium in Marijampolė, Studium der Medizin in St. Petersburg, Berlin, Paris und Wien. Dann ging er nach Wilna, wurde Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, förderte die zionistische Bewegung und gab weitere jiddische Zeitungen heraus.Wygodski schrieb 4 Bücher:

• Der shturm. Zikhroynes fun di okupatsye-tsaytn. (Über die deutsche Besetzung Wilnas).
• In gehenem. Zikhroynes fun di daytshe tfises beshas der velt-milkhome. (Seine Gefangenschaft in Deutschland).
• In sambatyen. Zikhroynes fun tsveytn seym. (Politische Erfahrungen).
• Di yinge yohren (Jugendzeit).

1941 zwang Franz Murer ihn in den Judenrat des Ghetto Wilna. Wygodski weigerte sich, mit den Deutschen zu arbeiten und wurde ermordet. Laut anderer Quellen starb er schwer erkrankt im Lukiškės-Gefängnis. Indirekter Mord.

Lea Rudnicka

Eine jiddische Dichterin, geboren 1916 in Kalwarija, Russisches Reich, heute Litauen. Als die Deutschen einmarschierten, verdüsterten sich ihre Gedichte wie die Lebensbedingungen der Juden. Sie gehörte zu dem literarischen Kreis des Ghettos Wilna, der trotz der schweren Bedingungen künstlerisch sehr aktiv war. Sie gehörte auch zum Widerstand.

Für die Kinder, die durch die Erschießungen in Ponar zu Waisen geworden waren (Lea nahm selbst ein Waisenkind auf) schrieb sie das Wiegenlied ‚Vögel dösen auf den Zweigen‘.

„[…] Ich habe deinen Vater laufen sehen / Unter einem Steinhagel flog sein verwaister Schrei / über die Felder.“

Lea Rudnicka wurde von der Gestapo ermordet.

Bild discogs

Shmerke Kaczerginski

Jiddischer Liedertexter, Dichter, Schriftsteller und Sammler jiddischer Lieder, geboren 1908 in Wilna. Traditionelle jüdische Erziehung, kommunistische Jugendbewegung, Mitglied bei Yung-Vilne wie auch Abraham Sutzkever, mit dem er eng zusammenarbeitete.

Deportation ins Ghetto Wilna, sofort Anschluss an die Widerstandskämpfer. Mit Sutzkever zusammen Kulturveranstaltungen im Ghetto organisiert. Er schrieb weiterhin Lieder („Ghettolieder“), sie sollten Mut machen.

Flucht aus dem Ghetto und Anschluss an die Partisanen in den Wäldern (ein solches Leben hat Aharon Appelfeld anschaulich in seinem Roman ‚Auf der Lichtung‘ beschrieben).Kaczerginski machte Aufzeichnungen vom Ghetto und den Partisanenkämpfen.

Auswanderung nach Argentinien. Arbeit als Schriftsteller und Versuch der literarischen Aufarbeitung des Holocaust.

Kaczerginski starb mit 45 Jahren 1954 bei einem Flugzeugabsturz bei Córdoba. Sein Tod soll eine Erschütterung für die jiddischsprachige Welt gewesen sein.

Bild Yad Vashem

Text Shmerke Kaczerginski