Menashe Halpern

מנשה הלפרן

Der jiddische Dichter Menashe Halpern wurde 1871 in Wolhynien geboren und fing mit zwölf Jahren zu dichten an. 1903 ging er in die USA, das Kischinjow-Pogrom war der Auslöser. Er lebte an verschiedenen Orten der Welt, wo er für jiddische Zeitungen schrieb.

Wie viele junge jiddische Dichter gab er seine Gedichte erst einmal I.L. Perez zur Begutachtung und danach wurden sie veröffentlicht. Halpern arbeitete mit jiddischen Dichter-Größen zusammen, gründete beispielsweise zusammen mit Yehuda Steinberg eine Bibliothek, veröffentlichte mit anderen Gedichtbände.

In Brasilien spielte er eine wichtige Rolle in der jiddischen Literaturszene. Er schrieb neben Gedichten auch seine Memoiren und Erzählungen. Halpern starb 1960 in Sao Paulo.

Halperns Memoiren, das Foto ist aus dem Buch. Yiddish Book Center

Levi-Yehoyshue Shapiro

Bekannt als Lamed Shapiro, war ein jiddischer Schriftsteller, in dessen Literatur die Grausamkeit an Juden im Mittelpunkt steht.

Geboren wurde Shapiro 1878 im Shtetl Rzhishchev nahe Kiew. Mit 18 ging er nach Warschau, hier unternahm er einen Selbstmordversuch. Er kehrte nach Rzhishchev zurück, die Atmosphäre war schrecklich, die Juden wurden terrorisiert. Shapiro ging zurück nach Warschau und IL Peretz half ihm bei der Veröffentlichung seiner ersten Werke.

1905 ging Shapiro wegen der Pogrome in die USA. Neben seiner Mitarbeit beim Forward schrieb er hier seine Literatur über Folter und Mord an Juden.

Shapiro ging noch einmal nach Warschau und arbeitete als Übersetzer von u.a. Dickens und Victor Hugo ins Jiddische.

Zurück in den USA schrieb er seine größten Werke über die Pogrome in Russland:

Weiße Challah.
Gieße deinen Zorn aus.
Das Kreuz.
In der toten Stadt.

Eine Rezension zu Weiße Challah: Klick

Sekundärliteratur
David Roskies: The Literature of Destruction. Inhaltsverzeichnis

Portrait Yiddishkayt


Abb. li. Perlentaucher , re. goodreads.com

Mendel Mann

Mendel Mann stammt aus Polen. Er wurde 1916 in Płońsk geboren. Mann war Schriftsteller, Zeichner, Maler, Journalist und Übersetzer. 1935 begann er zu schreiben, in Warschau.

Es gelang ihm, vor den Nationalsozialisten zu fliehen und den Krieg zu überleben. Er schrieb darüber in seinen Romanen Di toyern fun moskve, Bay der vaysl und Dos faln fun berlin. Als er nach Polen zurückkehrte, war niemand von seinen Angehörigen mehr am Leben.

1946 ging Mendel Mann nach Israel. Das Pogrom von Kielce machte es ihn unmöglich, weiter in Polen zu leben. Er arbeitete mit Abraham Sutzkever bei der Zeitung Di goldene kejt.

1961 ging er nach Paris, arbeitete für die jiddische Zeitung Undzer vort.

Manès Sperber förderte ihn literarisch. In „Churban oder Die unfassbare Gewissheit“ schreibt er einen Nachruf auf Mendel Mann. Er starb 1975 in Paris.

Portrait Yiddish Leksikon

Marc Chagall: L’auteur Mendel Mann dans son village.

Mordechai Gebirtig

Einer der größten jiddischen Dichter. Gebirtig war Dichter und Komponist. Er wurde 1877 in Krakau geboren und 1942 im Krakauer Ghetto ermordet.

Gebirtig schrieb Gedichte, Liedertexte und Lieder für das jiddische Theater über das jüdische Leben und die Armut der Juden in Polen zwischen den Weltkriegen.

Sein berühmtestes Gedicht ist ‚Undzer shtetl brent‘ als Reaktion auf ein Pogrom in Polen. Es wurde zur Hymne des Widerstands im Krakauer Ghetto. Mordechai Gebirtig wurde am ‚Blutigen Donnerstag‘ 1942 von einem deutschen Soldaten auf offener Straße erschossen.

.Text papierblatt.de

Kinderyorn. Text und Musik Mordechai Gebirtig

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Uwe von Seltmann: „Es Brennt! Mordechai Gebirtig. Vater des Jiddischen Liedes.“ Unbedingte Leseempfehlung.

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Benjy Fox-Rosen singt „The Poetry of Mordechai Gebirtig“ Klick

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Simon Horontschik

Der jiddische Dichter Simon Horontschik (Shimen Horontshik, Szymon Horonczyk) stammt aus einer chassidischen Familie. Er wurde 1889 in Wieluń, Polen, geboren. Studium in Synagoge und Jeschiwa.

Durch den Dichter Herschele beginnt er mit 17, Gedichte zu schreiben, später nur noch Prosa. Sein erstes Buch, ‚Feldblumen‘, erscheint 1921 in Warschau. In ‚Farplonterte vegn oder tsvishn di khurves fun yidishn lebn‘ beschreibt er den Untergang des polnischen Judentums unter deutscher Besatzung im Ersten Weltkrieg.

Sein autobiographischer Roman ‚Geroysh fun mashinen‘, 1928, handelt vom jüdischen Leben in Polen und dem Verlust alter Werte. In ‚Baym shvel‘ geht es um seine Kindheit, das Verhältnis zwischen Juden und Polen, Tradition und Moderne, den Konflikt zwischen Jiddisch, Polnisch und Hebräisch.

1914 hatte er ein Pogrom der Deutschen knapp überlebt. Seitdem lebte er in Angst. Als er 1939 während eines Pogroms in Wilna auf deutsche Truppen stößt, begeht er Selbstmord.

Erinnerungen an Horontschik von Melech Ravitch und ein paar Anekdoten findet man hier

Portrait von Horontshik: Gela Seksztajn.

Bild unten Yivo

Micha Josef Berdyczewski

Ein Schriftsteller interessanter Herkunft, der auf Jiddisch, Hebräisch und Deutsch schrieb. Geboren wurde Berdyczewski 1865 in Medzhybizh מעזשביזש, Russ. Reich, Geburtsort des Baal Shem Tov (~1700-1770), der Begründer des Chassidismus. Bis heute wird sein Grab besucht und Mordechai Ben David schrieb ein faszinierendes Lied darüber. Auch der berühmte Nachman von Bratslav (1772-1810), Urenkel des Baal Shem Tov, war Rebbe in Medzhybizh. Seine Anhänger sind die Bratislaver Chassidim.

Auch Berdyczewski stammt aus einer chassidischen Rabbiner-Familie. Sein Vater war Rabbiner von Medzhybiz – aber der Sohn interessierte sich für die Haskala, die Aufklärung, und in späteren Jahren wird er in feurigem Ton über individualistische Auffassungen schreiben.

Aber erstmal zog er für sein Studium nach Berlin, lebte auch in Odessa, studierte auch in Breslau und Bern. Er schrieb Artikel, Erzählungen, Novellen u.a. über das Leben in den Shtetlech Osteuropas und über jüdische Studenten in Westeuropa.

An die 100.000 Juden wurden bei Pogromen in Sowjetrussland in den Jahren 1918-1921 umgebracht, auch der Vater von Berdyczewski. Als er das erfuhr, bekam er einen Herzinfarkt und starb im selben Jahr 1921 in Berlin.

In den darauffolgenden Jahren erschienen Berdyczewskis gesammelte Werke auf Hebräisch in 20 Bänden.
• Die Sagen der Juden, 5 Bände
• Der Born Judas, 6 Bände
• Vor dem Sturm, Ostjüdische Geschichten
• Joseph und seine Brüder 
• Talmudische Erzählungen 
u.a.m. 

Siehe auch

https://ingeveb.org/articles/from-a-distant-relation

Kalman Segal

Der jiddisch- und polnischsprachige Dichter, Lehrer und Rundfunkjournalist Kalman Segal wurde 1917 in Sanok geboren. Als die Nazis Polen überfielen, flüchtete die Familie in die Sowjetunion, wurde verhaftet und in das Arbeitslager Kolyma in Sibirien gesteckt, wo der Vater starb und der Mutter beide Beine abfroren.

Als sie 1946 nach Polen zurückkehren durften, war die Verfolgung der Juden nicht etwa vorbei, das Pogrom von Kalice hatte gerade stattgefunden und sie verließen Polen abermals. Erst nach dem Tod der Mutter kehrte Segal nach Polen zurück.

Er schrieb seine Gedichte nur auf Jiddisch, Prosa in Polnisch, Jiddisch und später Hebräisch, nachdem er nach Israel gegangen war, als 1968 ein Studentenaufstand den Juden in die Schuhe geschoben wurde und 13.000 Juden aus Polen flohen.

Von Segals Werken möchte ich „Erzählungen aus dem toten Städtchen“ erwähnen, aus einem abgeschiedenen, jüdischen Universum voller Armut, das gleichzeitig einen geistig-seelisch schützenden Raum bot, der durch die Shoah vernichtet wurde.

Shtetl-Geschichten sind keine nostalgische Sentimentalität, wie sie von Historikern und Literaturkritikern gern bezeichnet werden, sie sind ein literarisches Testament einer zerstörten heiligen Welt.
Kalman Segal starb 1980 in Jerusalem.

Magdalena Ruta hat ein Buch über ihn herausgegeben: “Between two worlds. Everything about Kalman Segal”

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Kalman Segal: Erzählungen aus dem toten Städtchen.