Benjamin Harshav

Jiddischer und hebräischer Dichter und Literaturwissenschaftler für jiddische und hebräische Literatur. Ersten jiddischen Gedichtband mit 19 Jahren veröffentlicht. 1948 erschien sein Gedichtband שטויבן über den Holocaust.

Harshav wurde 1928 in Wilna geboren, 1948 Emigration nach Israel. Studium der jiddischen Literatur und der jüdischen Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem, wo er später selbst lehrte. Ebenso an den Universitäten Tel Aviv und Yale und als Gastprofessor in Harvard u.a.m.

Seine Pseudonyme sind Gabi Daniel für Hebräisch („Die Gedichte von Gabi Daniel“ שירי גבי דניאל ) und H. Binyomin für seine jiddischen Gedichte. Harshav starb 2015 in Connecticut.

Harshav im Interview , Yiddish Book Center

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Moshe Gurin

משה גורין Moshe Gurin war ein jiddischer Dichter und Holocaustüberlebender. Er hieß eigentlich Gurevitsh und wurde 1921 in Wilna geboren. Er war mit Hirsch Glik befreundet.

Gurin lebte im Ghetto Wilna und überlebte das KZ Riga. Nach zwei Jahren Schweden ging Gurin 1947 nach Palästina, wurde Lehrer in Akko und Mitglied der Dichtergruppe Yung-Yisroel. Gurin starb 1990.

Bücher u.a.
Di grine brik
Mit zibn oygn
Vu zunen trefn zikh

Die CD mit dem Hörspiel » ‚Galut (Diaspora)‘ ist Moshe Gurin (Gurevitch, Govrin) und seiner Familie gewidmet.« idogovrin.net

textura.org

Galut/diaspora

Über seine autobiographische Erzählung „And the House of God Will Be Burned“ (1966) siehe idogovrin.net

Yiddish Book Center

Abbildung der CD https://www.gonzocircus.com/galut-diaspora/

Samuel Bak

שמואל בק

Samuel Bak ist ein Maler und Holocaustüberlebender, 1933 in Wilna, Litauen geboren. Als Kind musste er im Ghetto von Wilna leben. Er und seine Mutter flüchteten in ein Kloster, wo sie als einzige der Familie überlebten. 1948 gingen sie nach Israel.

Bak studierte Kunst in Jerusalem. Er malt in Metaphern über den Holocaust und seine Geburtsstadt Wilna, über die „Zerstörung und Entmenschlichung, die seine Kindheitserinnerungen ausmachen.“ (Wiki)

Yad Vashem hat eine ausführliche Seite über den Künstler und seine Gemälde:

https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/bak/index.asp#/home

Da steht auch dieses Zitat von Shmerke Kaczerginski :

Alle Wege führen nach Ponary / von Ponary fort kein einziger. / Vater ist verschwunden / und mit ihm / ist das ganze Licht gegangen.

Shmerke Kaczerginski, Wilna, April 1943

Im Wald von Ponary, am Rande der Stadt, wurden siebzigtausend Juden aus Wilna, darunter Samuels Großvater, Großmutter und Vater, von den Nazis und ihren litauischen Gefolgsmännern ermordet. (Yad Vashem)

Ponary / Ponar. Samuel Bak. Quelle Yad Vashem.

Portrait WikiArt

Abba Kovner

אבא קובנר

Abba Kovner, geboren 1918 in Sewastopol, aufgewachsen in Wilna, war ein jiddischer und hebräischer Dichter und Schriftsteller und Partisanenführer.

Den Holocaust überlebte Kovner unter dem Schutz der polnischen Widerstandskämpferin und Nonne Cecylia Roszak, Gerechte unter den Völkern. Als Partisan kämpfte er als Kommandant bei der Fareinikte Partisaner Organisatzije FPO im Wilnaer Ghetto und führte Flucht und Kampf in den Wäldern um Wilna an.

Nach dem Krieg verhalf er als Mitbegründer der Untergrundbewegung ‚Bricha‘ Tausenden von Menschen nach Palästina. Mit seiner Organisation ‚Nakam‘ plante er für den Holocaust einen Racheanschlag, der vereitelt wurde. Kovner trat als Zeuge im Eichmann-Prozess auf.

Kovner schrieb lange Gedichte auf Jiddisch und Hebräisch, Prosa und Sachbücher und war Übersetzer jiddischer Poesie, u.a. von Avraham Sutzkever. Kovner war im Vorstand des Buchverlags Sefrit Poalim, des Morsheth-Instituts (Bildungseinrichtung über die Shoah), Vorsitzender des Israelischen Schriftstellerverbandes und Mitglied des Bialik-Instituts, das 2011 sechs Gedichtbände von ihm herausgab.

Die 1943 in Buenos Aires geborene Chefhistorikerin von Yad Vashem Dina Porat veröffentlichte Bücher über Kovner und die Organisation Nakam.

Abba Kovner starb 1988 im Kibbuz En HaChoresch.

Porträt jewishpartisans.org
Quelle Arno Lustiger ‚Vom Widerstand der Juden in Europa‘

Ausführlich siehe אבא קובנר Wikipedia

Chayele Rozental

חיהלע ראזענטאל

Chayele Rozental war Sängerin und Schauspielerin, sie sang viele Lieder ihres Bruders Leyb Rozental, den Dichter und Liedermacher. Chayele wurde 1924 in Wilna geboren. Sie sang und spielte auch im Wilnaer Ghetto, in das die Familie gezwungen wurde. Chayele überlebte den Holocaust.

Ihr Vater war einer der ersten Juden in Wilna, die ermordet wurden, ihre Mutter in einem Vernichtungslager. Ihr Bruder wurde in Estland von den Nazis ermordet.

1951 zog Chayele nach Kapstadt. Sie sang bis zu ihrem Tod 1979. Ausführlich siehe die unbedingt empfehlenswerte Seite ihrer Tochter: https://chayela.com/

Leyb Rozental

לייב ראזענטאל

Leyb Rozental war Dichter, Liedermacher und Dramatiker für Revuetheater. Er wurde 1916 in Wilna geboren. Viele seiner Lieder sang seine Schwester Chayele. Auch als die Familie ins Ghetto ziehen musste, organisierte er Musik- und Theateraufführungen. Rozental wurde 1945 von den Nazis ermordet.

Ausführlich siehe die von seiner Nichte erstellte, unbedingt empfehlenswerte Seite:
https://chayela.com/leyb-rosenthal/

„Mir lebn ejbig!“
Wir leben ewig,
brennt auch die Welt.
Wir leben ewig,
ohn' auch ein' Groschen Geld.
Allen Feinden zum Trotz,
die uns missgönnen.
Wir leben ewig,
wir sind da.
Wir leben ewig, in jeder Stund'.
Wir wollen leben und erleben,
schlechte Zeiten überleben.
Wir leben ewig,
wir sind da!
Aus: Lieder des Ghetto, Jiddische Freiheitslieder.

Mikhl Gordon

מיכל גאָרדאָן

Dichter, Liedermacher, Schriftsteller und Essayist aus Wilna, 1823 geboren. Gordon schrieb auf Jiddisch und Hebräisch.

Bekannt wurde er in ganz Osteuropa durch seine jiddischen Lieder, z.B. ‚Shtey oyf mayn folk‚. Er sah sich selbst aber als hebräischen Schriftsteller, weshalb er seine Lieder 1868 anonym veröffentlichte. Gordon war Anhänger der jüdischen Aufklärung, seine Lieder Appelle gegen Rückständigkeit und den Chassidismus. Er schrieb als erster auch Lieder für weibliche Solostimme, setzte sich für die jüdische Frau ein und kritisierte das jüdische Familienleben.

Seine beiden Ehefrauen verstarben, zudem war Gordon durch Pogrome traumatisiert. Er starb vereinsamt 1890 in Kiew.


Ausführlich siehe David Roskies (YIVO)
Yiddishkayt, Bild ebd.
encyclopedia.com
Yitskhok Kharlash

Mikhl Gordon ‚Di bord‘

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Mordkhe Rivesman

Geboren 1868 in Wilna, ein jiddischer Schriftsteller, Übersetzer, Liedtexter und Lehrer.

Bekannt ist sein Chanukah-Lied אָי חֲנֻכָּה , Oy Chanuke.

Rivesmans Ausbildungen waren jüdisch und weltlich. Erste jiddische Veröffentlichungen von Liedern sowie Geschichten über das ärmliche jüdische Leben in jiddischen Zeitungen. Außerdem schrieb Rivesman für Kinder auf Russisch. Er war Mitglied in der Gesellschaft für Jüdische Volksmusik und Mitbegründer einer Theatergesellschaft. Rivesman starb 1924 in Leningrad.

Näheres zum Lied

Lyrics Jiddisch, Hebräisch und Englisch

Mehr über Mordkhe Rivesman

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Erste Veröffentlichung 1912 Lider Zamlbukh

Yevel Katz

Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts flüchteten viele Juden aus Osteuropa vor der Armut und aus Russland vor den Pogromen. Sie gingen nicht nur nach Berlin und Amerika, sondern auch nach Argentinien, wo sich eine große jüdische Gemeinde bildete.

Auch Yevel Katz ging nach Argentinien, ein jiddischer Sänger, 1902 in Wilna geboren. Er stammt aus einer armen Familie, arbeitete in einer Druckerei und begann in der Gewerkschaft, Lieder vorzutragen. In Argentinien angekommen, tourte er auch durch Chile und Uruguay, trat in jüdischen Gemeinden auf. Das Besondere an seinem Jiddisch war eine Mischung aus Jiddisch und dem typischen Spanisch der Einwohner Buenos Aires‘.

Katz schrieb mehrere hundert jiddische Liedtexte, die vom Leben der jüdischen Einwanderer und seinen Erinnerungen an Wilna handeln. Er starb schon mit 37 Jahren an den Folgen einer Mandeloperation. Der Autor Isidoro Gilbert schreibt, Katz habe das jüdische Lied verändert. „Er war der Sänger der armen Juden der 30er Jahre.“

Alejandro Vagnenkos drehte einen Dokumentarfilm über sein Leben („Yevel Katz y sus paisanos“).

Der jiddischsprachige, jüdisch-argentinische Schriftsteller Eliahu Toker schrieb Katz‘ Biographie und wirkte in dem Dokumentarfilm mit.

Als der „jüdische Gardel“ wurde Yevel Katz zur Legende.

Bild pluspedia

Max Zalkind singt Yevel Katz

(Die Gemeinde Moisés Ville in Argentinien wurde 1889 von jüdischen Flüchtlingen aus Russland gegründet). Klick

Yitskhok Rudashevski

Yitskhok Rudashevski, geb. 1927 in Wilna, war ein jiddischer Tagebuchschreiber aus dem Ghetto Wilna. Sein Vater war Setzer bei der jiddischen Zeitung ‚Vilner Tog‘. Obwohl die Familie sich versteckt hielt, wurde sie entdeckt und 1943 in den Wäldern von Ponar erschossen. Yitskhoks Cousine rettete das Tagebuch, sie ist die einzige Überlebende. Es wurde in viele Sprachen übersetzt. Yitskhok wurde keine 16 Jahre alt.

„Yitskhok Rudashevski schreibt vom Alltag im Ghetto, dem ständigen Hunger, den Gefahren der Essensbeschaffung, dem Schmuggel und den Razzien, der Kälte, weil Heizmaterial fehlt. Er berichtet vom verzweifelten Kampf um Arbeitsausweise, das Entsetzen beim Abtransport der für die Vernichtung bestimmten Menschen und er empört sich über das Auftreten der jüdischen Ghettopolizei:

»Plötzlich haben jüdische Polizisten neue offizielle Kopfbedeckungen aufgesetzt… Sie marschieren adrett im Gleichklang vorbei… Sie wirken wie Litauer: wie Häscher. Mich überkommt ein unangenehmes Gefühl. Ich hasse sie vom Grund meines Herzens, Ghettojuden in Uniform, und wie arrogant sie in Stiefeln ausschreiten, die sie beim Plündern gestohlen haben.«“ Deutschlandfunk Kultur

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