Dovid Sfard

דוד ספרד

Dovid Sfard wurde 1905 in Turijsk geboren, sein Vater war Rabbiner. Er studierte in Warschau und Frankreich Philosophie. Den Holocaust überlebte er in der Sowjetunion. Nach dem Krieg Rückkehr nach Polen, war im Vorstand des Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbands.

Sfard schrieb Gedichte und Geschichten, anfangs auf Hebräisch, ab 1924 auf Jiddisch. Er veröffentlichte Bücher, Übersetzungen, war Herausgeber des Verlags Yiddish buch und der Literaturzeitschrift Yiddishe shriftn.

1969 Auswanderung nach Israel. Sfard starb 1981 in Jerusalem.

Porträt von Moshe Rosenthalis, 1958

Yiddish Book Center

Shloime Gilbert

Jiddischer Schriftsteller. Geboren wurde Shloime Gilbert 1885 in Radzymin bei Warschau. Er wuchs bei seinem Großvater auf, einem Rabbiner, der ihn in der Kabbalah unterrichtete. 1905 begann er zu schreiben und 1907 in den gängigen jiddischen Zeitungen zu veröffentlichen. Der angesehene Literaturkritiker Samuel Niger wurde auf ihn aufmerksam.

1922 gab der Warschauer Schriftsteller- und Journalistenverband eine Sammlung seiner Erzählungen heraus. Es folgten weitere Werke. Gilbert verkehrte in der Tłomaczkie 13, dem Sitz des Verbandes.

Dann kam der Holocaust und Gilbert war im Warschauer Ghetto eingesperrt. Er schrieb weiter und war wie Jechiel Lerer bei der jiddischen Kulturorganisation YIKOR aktiv.

Ein Kritiker schrieb, seine Geschichten müssten wie Gedichte gelesen werden.

Sein Bruder war nach Palästina gegangen, aber Shloime blieb bei der Mutter, als der Vater starb, sie wollte nicht nach Palästina. Das kostete ihn das Leben. 1942 wurde Shloime Gilbert nach Treblinka deportiert und ermordet.

Ich empfehle den sehr gefühlvollen Artikel von Chaim Levy.

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Werke z.B.
Noveln
Meshiehs Trit: Dramatishe Poeme in Dray Aktn.
Der keler
Gilberts gesammelte Werke erschienen 1954. 

Leon Gotlib

Leon Leybush-Arn Gotlib war ein jiddischer Schriftsteller, 1878 nahe Warschau geboren, wo er sich in der berühmten Tłomackie 13 aufhielt, die Adresse des Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbandes. Die Zeichnung stammt von J. Tikatschinski aus Zusman Segałowicz‘ gleichnamigem Buch.

Gotlibs Weg: Jeschiwa, Anhänger der Haskala (jüdische Aufklärung), Sozialist, Zionist. Politische Texte übersetzte er unter dem Pseudonym Yozef Hartman.

1901 Auswanderung nach Amerika. Hier schrieb er für den Forverts, übersetzte, schrieb Romane, Theaterstücke, z.B. ‚Dem rebns tokhter‘, nach seinem eigenen gleichnamigen Roman. Seine Werke sind auch zu finden unter den Pseudonymen L. Grodski, Elgot, G. Lipski und G. Kvintov.
Gotlib starb 1947.

Foto Yiddish Leksikon

Aharon Eynhorn

Man ahnt Böses beim Sterbedatum 1942. Der jiddischsprachige Journalist, Korrespondent, Theaterkritiker und Übersetzer Aharon Eynhorn wurde 1884 in Litauen geboren. Studium des Talmud, Studium an der Sorbonne. Eynhorn schrieb für jiddische Zeitungen und übersetzte aus dem Russischen, Französischen und Deutschen ins Jiddische, z.B. Bücher von Molière und Anatole France.

1939 hatte die polnische Regierung einer Gruppe Schriftstellern und Journalisten erlaubt, das Land zu verlassen, als die Deutschen kamen. Unter ihnen Zusman Segałowicz, der später die traurigen Schicksale seiner Dichterkollegen in seinem Buch Tłomackie 13 beschrieb. Aharon Eynhorn weigerte sich zu fliehen und wurde im Warschauer Ghetto interniert, wo er mit Emanuel Ringelblum arbeitete. Als das Ghetto geräumt wurde, versteckte er sich, wurde gefunden und erschossen.

Bild oben Yiddish Leksikon, Bild unten Zeichnung von Feliks Fridman, Segałowicz‘ Tłomackie 13 entnommen.

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Jerachmiel Grin

Der jiddische Schriftsteller und Sänger, Bundist und Zionist wurde 1910 in Galizien geboren, in Delatin, heute Ukraine. Die Juden Galiziens sind das Thema seiner Romane. Grin schrieb auch Lieder, von Moshe Beregowski aufgenommen.

Grin ging auf eine Jeshiva und auf eine säkulare Baron Hirsch Schule. 1930, in Warschau, wurde er Mitglied im Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverband. Zusman Segałowicz erzählt in Tłomackie13 von ihm.

Im Lemberger Ghetto arbeitet Grin im Untergrund, hilft anderen mit gefälschten Papieren bei der Flucht. Er selbst wird 1943 ermordet.

Romane:
• Barg Jidn.
• Die Weber fun Colomea.(Ihr Streik gilt als der erste organisierte Arbeiterstreik Russlands).
• "Sein dritter Roman 'Baal Shem' ist unvollendet, weil sein Leben endete", schreibt Segałowicz. 

Joshua/Yehoshue Perle

Ein jiddischer Schriftsteller, er schrieb Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Kritiken, literarische Skizzen. Seine Stärke war es, Menschen zu beschreiben. Sein Roman und Hauptwerk „Gewöhnliche Juden“ basiert auf seiner eigenen Kindheit. „Alltagsjuden“ ist ein Epos über das Shtetl.

Geboren wurde Perle 1888 in Radom, Polen. Er wurde jüdisch erzogen, seine Ausbildung erhielt er auf einer allgemeinen Schule. Mit 17 ging er nach Warschau und hielt sich in Schriftstellerkreisen auf.

Mit wachsender Sorge beobachtete er die Judenverfolgungen. In seinem Tagebuch beschreibt er die Zerstörung Warschaus (Khurbn Varshe). Die ersten Deportationen überlebte er, aber 1943 wurde Joshua Perle nach Auschwitz gebracht und vergast. Auch sein Sohn wurde ermordet, seine Frau hatte sich schon vor dem Krieg das Leben genommen.

Die Zeichnung ist von Feliks Fridman aus dem Buch „Tłomacke 13“ von Zusman Segałowicz.

Jisroel Shtern

Einer der wichtigsten jiddischen Dichter und Essayisten der 1920er und 30er Jahre.

Geboren 1894 in Ostroleka, Polen, Ausbildung in Cheder und Jeschiwa. Trotzdem schätzte er sowohl die säkularen als auch die traditionellen Dichter, insb. Hillel Zeitlin. Shtern pflegte Umgang sowohl in der Tłomackie 13 (weltlicher jiddischer Schriftstellerverband) als auch mit den Brazlaver Chassidim und gehörte der Künstlergruppe Yung-Yidish in Łódź an.

Er schrieb düster und ängstlich, hatte schwache Nerven und war überzeugt, daß Leiden näher zu G’tt führt. So ist sein Thema immer wieder das Leid der Juden.

Shtern gelang es nicht zu fliehen, im Ghetto verhungerte er fast, schrieb aber weiter, das ist alles verloren gegangen. Rachel Auerbach rettete ihn vor dem Hungertod. Vor den Nazis konnte sie ihn nicht retten, Jisroel Shtern wurde 1942 in Treblinka ermordet.

Bilder: The Yisroel Shtern Project

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Ber-Yitzkhok Rozen

Es gibt mindestens drei jiddische Schriftsteller, die ihre Erinnerungen an den Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverband veröffentlichten, „Tłomaczkie 13“, die Adresse in Warschau, in deren ersten Etage sich der Mittelpunkt der jiddischen Literaturszene befand.

Ber Rozen wurde 1899 in Warschau in eine chassidische Familie geboren. Er war der Sekretär von An-sky und des eben erwähnten Verbandes, studierte Schauspiel, arbeitete in Melbourne als Lehrer für jiddische Literatur und war Reporter für verschiedene jiddische Zeitungen.

Rozen schrieb Gedichte und Geschichten, die erwähnten Erinnerungen an die Tłomaczkie 13, veröffentlicht 1950 in Buenos Aires beim ‚Tsentral-farband fun Poylishe Yidn in Argentinien‘ und das Buch ‚Roye erd‘, erschienen 1926. Rozen starb 1954 in Melbourne.

Abb. Yiddish Book Center

Zusman Segałowicz

Pseudonyme Aleksander Jawec oder auch Swengali. Segałowicz, geboren 1884 in Białystok, damals Russisches Reich, heute Polen, war ein jiddischer Dichter und Schriftsteller, der dem BUND nahe stand und deshalb verhaftet wurde.

Segałowicz diente der russischen Armee, ging schließlich nach Warschau, wo er für jüdische Zeitungen arbeitete. Segałowicz war Vorsitzender des Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbands in Warschau. Sein Buch ‚Tłomackie 13‘ über die Jahre 1919-1939 in diesem Verband mit allen seinen Dichtern erschien 1946 in Argentinien, erst 2001 in Polen.

Wenige Tage nach dem deutschen Angriff auf Polen verließ eine Gruppe jüdischer Journalisten und Schriftsteller Warschau, um den Deutschen zu entkommen. Gedanken Segałowicz‘ auf der Flucht:

“ […] Der Instinkt wegzurennen hat gesiegt. Also sind wir alle los und ab ins Feld. […] Ergebenheit, Minderwertigkeit, Unterwerfung bis einem Gefühl von Schande fühlt man während so einem Wegrennen. Menschen der Torah und des Wissens, Menschen von Beethovens Symphonien, von Baudelaires Gedichten, von Michelangelos Skulpturen … Du bist ein Schaf und rennst wie ein Schaf … Und wie um mich zu ärgern, erspähte ich zwischen den Menschen einen weißen Schmetterling. Er schwebt, er flattert. Der letzte Schmetterling, der irgendwo da in den ersten warmen Herbsttagen geboren worden war …“

Segałowicz blieb 2 Jahre in Wilna, ging über die Sowjetunion nach Palästina, so überlebte er die Shoah. Er schrieb Gedichte, Romane und über den Holocaust.

„Wir hatten das Gefühl, dass wir einen Friedhof hinter uns gelassen haben … Viel Kraft bleibt nach so einem Tag nicht übrig, Glauben schon gar nicht. Zuerst hast du den Gedanken an egoistischen Selbstmord. Weggehen, Entlaufen von diesem schrecklichen Unglück, Weggehen, Entlaufen um jeden Preis. Nicht umschauen, nicht nachdenken, nicht fühlen und nicht mitfühlen. Aber danach, wenn man schon in kleinerer Gefahr ist, dann kommt die Frage an sich: Lohnt sich die ganze Rettung? Du rennst der Welt entgegen, während die Welt ein wildes Tier ist …“

Segałowicz starb 1949 in New York.

Melech Ravitch

Der jiddische Schriftsteller und Literaturhistoriker Melech Ravitch hieß eigentlich Zechariah Choneh Bergner. Er wurde 1893 in Radymno, Galizien, heute Polen, geboren. Seine Mutter, Hinde Bergner, hat auch geschrieben. Die Czernowitzer Sprachkonferenz animierte ihn, jiddische Gedichte und Essays zu schreiben.

1921 ging er nach Warschau, er gehörte zu der jiddischen Dichtergruppe ‚Di Chaliastre‘, war Mitbegründer der Zeitschrift ‚Literarishe bleter‘ und des jiddischen PEN-Clubs.

Ravitch war in Australien, Argentinien, Mexiko , New York City und Israel, dann ließ er sich in Montréal nieder und schrieb zwanzig Bücher.

Seine tausend Seiten-Autobiographie:
Dos mayse-bukh fun mayn lebn.
Seine Lebensgeschichte und die des jüdischen Schriftsteller- und Kulturlebens von Galizien, Wien und Warschau über 1000 Seiten. Der Otto Müller Verlag hat eine Auswahl auf Deutsch herausgebracht, etwa ein Fünftel, und sich für Ravitchs Zeit in Wien entschieden. Er schreibt auch einiges über seine Familie. Diese deutsche Ausgabe hört da auf, als Ravitch sich entschließt, Wien zu verlassen, wo er sich als Bankangestellter langweilt, und nach Warschau zu gehen, wo das jiddische Dichterleben brodelt, besonders in der Tłomackie 13, Sitz des Jiddischen Schriftsteller- und Journalistenverbands.
Seine Riesenbiographie über jiddische Schriftsteller, die er selbst kannte und sehr lebhaft über sie berichtet, voller Anekdoten und persönlicher Erlebnisse: Mayn leksikon. 1945–1982. Und zahlreiche weitere Werke. Sein Sohn Josl Bergner wurde ein berühmter Maler. Von ihm stammt das Cover der deutschen Ausgabe. Melech Ravitch starb 1976 in Montréal.

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