Beynish Zilberstheyn

בײניש זילבערשטײן

Der jiddische Dichter und Schriftsteller Bajnysz Zylbersztajn wurde 1902 in Westgalizien geboren. Nach religiöser Grundschule, autodidaktischem Studium weltlicher Fächer, vielen Krankheiten und unterschiedlichen Berufen begann er seine schriftstellerische Arbeit als Reporter bei einer Łódźer Zeitung und schrieb drei Jahre später sein erstes Gedicht. Von da an veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen, Novellen, Romane, Reportagen und Literaturkritiken in Zeitungen und in Buchform.

Zilbersteyn arbeitete im antifaschistischen Untergrund. 1942 wurde er nach Auschwitz deport und war weiterhin im Widerstand.

Auf dem Weg zu den Gaskammern wurde Bajnysz Zylbersztajn erschossen.

Sie sind heut gegangen mit mir und neben mir,
gegangen mit solchen brennenden Tritten wie ich,
die Lider geschlossen, sei es vor Furcht oder Pein,
sind sie zum Getto geeilt stumm und bitterlich.
Aus: ‚Finsternis‘, 1. Strophe, übertragen von Hubert Witt. In: Der Fiedler vom Getto.

Bild acta foto Brüssel, Portraitmalerei aus den Dreißiger Jahren, Yiddish Book Center in : Gezamlte lider mit Widmungen seiner Frau Bine Zilbersteyn und Melech Ravitchs.

Shaye Shpigl

Der jiddische Dichter und Schriftsteller Yeshaye/ Isaiah Spiegel ist ein Holocaustüberlebender mehrerer Konzentrationslager, von Auschwitz und vom Ghetto Łódź, in dem er bereits Geschichten schrieb, von denen viele verloren gingen.

Shpigl wurde 1906 in Łódź geboren und wuchs traditionell jüdisch auf, wurde Lehrer für Jiddisch und Literatur.

Shpigls gesamte Familie wurde im Holocaust ermordet. Er ging 1951 nach Israel und schrieb Gedichte, Essays, Romane und überarbeitete seine geretteten Erzählungen aus dem Ghetto.

Shpigl starb 1990 in Israel.

Siehe auch https://ingeveb.org/articles/holocaust-literature-and-autorevision

https://www.encyclopedia.com/religion/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/spiegel-isaiah

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Igor S. Korntayer

Jiddischer Dichter, Sänger und Schauspieler, geboren in den 1890er Jahren in Polen. 1918 Jiddisches Theater Łódź. 1926 Warschau Scala Teater. Korntayer schrieb Lieder, Operetten, Theaterstücke.

Interniert im Warschauer Ghetto schrieb er das berühmte Lied „Vi ahin zol ikh geyn“. Es wurde vertont von Oskar Strock.

1941 wurde Igor Korntayer in Auschwitz vergast.

װוּ אַהין זאָל איך גײן
װער קאָן ענטפֿערן מיר
װוּ אַהין זאָל איך גײן
אַז פֿאַרשלאָסן איז יעדער טיר
ס’איז די װעלט גרױס גענוג
נאָר פֿאַר מיר איז ענג און קלײן
װי אַ בליק מוז צוריק
ס’איז צעשטערט יעדער בריק
װוּ אַהין זאָל איך גײן

(Ausschnitt)

Wohin soll ich gehn
Wer kann antworten mir
Wohin soll ich gehn
Da verschlossen jede Tür
Die Welt ist groß genug
Nur für mich eng und klein
Wohin ich auch blick
Es ist zerstört jede Brück‘
Wohin soll ich gehn?

„Während eines Gastspiels seiner Revue in Paris besuchte der Sänger Leo Fuld einen kleinen jiddischen Club. Dort hörte er einen Überlebenden des Warschauer Gettos ein Lied singen, das ihn tief berührte: „Vi ahin zol ich geyn?“. Fuld bat den Komponisten um eine Kopie und schrieb den englischen Text dazu.“ (Wikipedia).

Tell me, where can I go?
There’s no place I can see.
Where to go, where to go?
Every door is closed for me.
To the left, to the right,
It’s the same in every land.
There is nowhere to go
And it’s me who should know,
Won’t you please understand?

Now I know where to go,
Where my folk proudly stand.
Let me go, let me go
To that precious promised land.
No more left, no more right,
Lift your head and see the light.
I am proud, can’t you see,
For at last I am free:
No more wandering for me.

Das war 1949. Der Staat Israel war gegründet. Zu spät für Igor Korntayer. Zu spät für 6 Millionen.

Bild savethemusic.com

Vi ahin sol ikh geyn? Interpretiert von Leo Fuld

Yankele Hershkowitz

(Jankiel Herszkowicz) jiddischer Liedtexter, Komponist und Straßensänger, 1910 in Opatov, Ostböhmen geboren, heute Tschechien. Kam 1940 ins Ghetto Łódź, hier schrieb und sang er sarkastische politische Lieder, die dem Überleben dienen sollten, kritisierte in ihnen den Judenältesten Chaim Rumkowski, Vorsitzender des Judenrats, der Verantwortliche für die Auswahl, wer deportiert wird (beschrieben von Steve Sem-Sandberg in seinem Roman ‚Die Elenden von Łódź‘).

1944 wird Hershkowitz nach Auschwitz deportiert und schreibt weiter Lieder und singt. 1945 Befreiung und Rückkehr nach Łódź. Aber der Antisemitismus in Polen war mit dem Ende des Krieges nicht vorbei. Hershkowitz verließen die seelischen Kräfte und nahm sich 1972 das Leben.

Das Foto ist von dem jüdischen Fotografen Mendel Grossmann, der das Leben in Łódź dokumentierte und auf dem Todesmarsch starb. Es zeigt, wie Hershkowitz im Ghetto seine Lieder vorträgt.

Lied von Yankele Hershkowitz

Jitzchak Katzenelson

Jitzchak Katzenelson, geb. 1886 in Korelicze, heute Belarus, aufgewachsen in Łódź. Er war Lyriker, Dramatiker und Lehrer. Katzenelson begann mit neun Jahren, Lieder zu schreiben und später Theaterstücke. Er gehörte der Künstlergruppe Yung-Yidish an.

Als die Deutschen Polen überfielen, floh er mit seiner Familie nach Warschau, dort kamen sie ins Warschauer Ghetto und seine Frau und zwei Söhne wurden nach Treblinka deportiert und sofort ermordet. Katzenelson beteiligte sich aktiv am Aufstand im Warschauer Ghetto.

Sein letztes Werk Dos lid funm ojsgehargetn jidischen folk (Großer Gesang vom ausgerotteteten jüdischen Volk), ins Deutsche übertragen von Wolf Biermann, ist zu lesen kaum zu ertragen. Es blieb der Nachwelt erhalten, weil er es vergrub und eine Überlebende davon wusste. Katzenelson und sein Sohn wurden nach Auschwitz deportiert und vergast.

Weitere Werkbeispiele auf Deutsch:
Das Lied vom letzten Juden
Oh mein Volk ! Mein Volk … (aus dem Internierungslager Vittel)
Buch der Lieder

Bild
Holocaust Historical Society

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Aus: דאס ליד פונעם אויסגעהרגעטן יידישן פאלק

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Verschleppt ist auch mein Chanele, Gott weiss wohin
Und unsre beiden Söhnchen mit ihr mit. Jedoch
Wo Zvi blieb, ahnt die Ärmste nicht, noch wo ich bin.
sie weiss nicht, was mein Unglück ist: ich lebe noch

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Sie starrt mich an. Das ganze Volk starrt stumm
Als säh es durch mich durch und sieht mich nicht
Dein Schweigen sagt so viel, komm, Chana, komm
Ich bitt dich: höre meine Stimme, du! erkenne mich