Dovid Sfard

דוד ספרד

Dovid Sfard wurde 1905 in Turijsk geboren, sein Vater war Rabbiner. Er studierte in Warschau und Frankreich Philosophie. Den Holocaust überlebte er in der Sowjetunion. Nach dem Krieg Rückkehr nach Polen, war im Vorstand des Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbands.

Sfard schrieb Gedichte und Geschichten, anfangs auf Hebräisch, ab 1924 auf Jiddisch. Er veröffentlichte Bücher, Übersetzungen, war Herausgeber des Verlags Yiddish buch und der Literaturzeitschrift Yiddishe shriftn.

1969 Auswanderung nach Israel. Sfard starb 1981 in Jerusalem.

Porträt von Moshe Rosenthalis, 1958

Yiddish Book Center

Binem Heller

Jiddischer Schriftsteller und Journalist, stammt aus einer chassidischen Familie und wurde 1908 in Warschau geboren.

Den Holocaust überlebte Heller u.a. in Bialystok und Moskau. 1947 Rückkehr nach Polen, im Jüdischen Schriftstellerverband und bei jiddischen Zeitungen aktiv.

1956 ging Heller nach Israel, wo er bis 1998 lebte.

Er gab eine Anthologie mit Gedichten von unter der Naziherrschaft ermordeten Dichtern heraus: Dos lid iz geblibn. Lider fun yidishe dikhter in poyln, umgekumene beys der hitlerisher okupatsye, antologye. Warschau, 1951.

Zudem schrieb er ein Drama, Ein Haus im Ghetto, das im jiddischen Theater in Polen aufgeführt wurde.

Weitere Beispiele seiner Werke:
Im Warschauer Ghetto im Monat Nissan 
Durch Gitterstäbe
Die Erwartung der Tage
Der Weg nach Warschau
Durch Schatten und Licht
Ein Baum am Abend
Gedichtbände 
... und viele andere mehr.

Ein Gedicht von ihm:

Hirsch David Nomberg

(Hersh David) wurde 1876 in Mszczonów, Polen, geboren. Er war Schriftsteller, Redakteur, Herausgeber und Übersetzer.

Nomberg wuchs bei seinem Großvater auf, ein Chassid. Später ging er nach Warschau und zeigte Jizchok Lejb Perez seine Gedichte. Seitdem schrieb er nur noch auf Jiddisch.

Nach Perez‘ Tod wurde Nomberg die Leitfigur der jiddischen Dichter in Warschau und zwei Jahre Vorsitzender des jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbandes. Nomberg starb 1927 in Polen.

Jerachmiel Grin

Der jiddische Schriftsteller und Sänger, Bundist und Zionist wurde 1910 in Galizien geboren, in Delatin, heute Ukraine. Die Juden Galiziens sind das Thema seiner Romane. Grin schrieb auch Lieder, von Moshe Beregowski aufgenommen.

Grin ging auf eine Jeshiva und auf eine säkulare Baron Hirsch Schule. 1930, in Warschau, wurde er Mitglied im Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverband. Zusman Segałowicz erzählt in Tłomackie13 von ihm.

Im Lemberger Ghetto arbeitet Grin im Untergrund, hilft anderen mit gefälschten Papieren bei der Flucht. Er selbst wird 1943 ermordet.

Romane:
• Barg Jidn.
• Die Weber fun Colomea.(Ihr Streik gilt als der erste organisierte Arbeiterstreik Russlands).
• "Sein dritter Roman 'Baal Shem' ist unvollendet, weil sein Leben endete", schreibt Segałowicz. 

Joshua/Yehoshue Perle

Ein jiddischer Schriftsteller, er schrieb Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Kritiken, literarische Skizzen. Seine Stärke war es, Menschen zu beschreiben. Sein Roman und Hauptwerk „Gewöhnliche Juden“ basiert auf seiner eigenen Kindheit. „Alltagsjuden“ ist ein Epos über das Shtetl.

Geboren wurde Perle 1888 in Radom, Polen. Er wurde jüdisch erzogen, seine Ausbildung erhielt er auf einer allgemeinen Schule. Mit 17 ging er nach Warschau und hielt sich in Schriftstellerkreisen auf.

Mit wachsender Sorge beobachtete er die Judenverfolgungen. In seinem Tagebuch beschreibt er die Zerstörung Warschaus (Khurbn Varshe). Die ersten Deportationen überlebte er, aber 1943 wurde Joshua Perle nach Auschwitz gebracht und vergast. Auch sein Sohn wurde ermordet, seine Frau hatte sich schon vor dem Krieg das Leben genommen.

Die Zeichnung ist von Feliks Fridman aus dem Buch „Tłomacke 13“ von Zusman Segałowicz.

Jisroel Shtern

Einer der wichtigsten jiddischen Dichter und Essayisten der 1920er und 30er Jahre.

Geboren 1894 in Ostroleka, Polen, Ausbildung in Cheder und Jeschiwa. Trotzdem schätzte er sowohl die säkularen als auch die traditionellen Dichter, insb. Hillel Zeitlin. Shtern pflegte Umgang sowohl in der Tłomackie 13 (weltlicher jiddischer Schriftstellerverband) als auch mit den Brazlaver Chassidim und gehörte der Künstlergruppe Yung-Yidish in Łódź an.

Er schrieb düster und ängstlich, hatte schwache Nerven und war überzeugt, daß Leiden näher zu G’tt führt. So ist sein Thema immer wieder das Leid der Juden.

Shtern gelang es nicht zu fliehen, im Ghetto verhungerte er fast, schrieb aber weiter, das ist alles verloren gegangen. Rachel Auerbach rettete ihn vor dem Hungertod. Vor den Nazis konnte sie ihn nicht retten, Jisroel Shtern wurde 1942 in Treblinka ermordet.

Bilder: The Yisroel Shtern Project

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Josef Chaim Heftman

Jiddischer und hebräischer Dichter, Journalist, Zionist und Liedermacher (‚Wir werden die Ersten sein‘). 1888 geboren in Brańsk in Polen. Heftman schrieb für mehrere jiddische Zeitungen in Polen und war Mitherausgeber und Mitarbeiter mehrerer jiddischer Zeitungen und Mitbegründer des Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbandes Warschau.

1923 Emigration nach Palästina, Mitbegründer und Vorsitzender des Israelischen Journalistenverbandes, Herausgeber der Zeitungen HaBoker und HaYom. Heftman war zu seiner Zeit eine berühmte, herausragende Persönlichkeit. Er starb 1955 in Tel Aviv.

Über die jüdische Gemeinde in Brańsk.

Zusman Segałowicz

Pseudonyme Aleksander Jawec oder auch Swengali. Segałowicz, geboren 1884 in Białystok, damals Russisches Reich, heute Polen, war ein jiddischer Dichter und Schriftsteller, der dem BUND nahe stand und deshalb verhaftet wurde.

Segałowicz diente der russischen Armee, ging schließlich nach Warschau, wo er für jüdische Zeitungen arbeitete. Segałowicz war Vorsitzender des Jüdischen Schriftsteller- und Journalistenverbands in Warschau. Sein Buch ‚Tłomackie 13‘ über die Jahre 1919-1939 in diesem Verband mit allen seinen Dichtern erschien 1946 in Argentinien, erst 2001 in Polen.

Wenige Tage nach dem deutschen Angriff auf Polen verließ eine Gruppe jüdischer Journalisten und Schriftsteller Warschau, um den Deutschen zu entkommen. Gedanken Segałowicz‘ auf der Flucht:

“ […] Der Instinkt wegzurennen hat gesiegt. Also sind wir alle los und ab ins Feld. […] Ergebenheit, Minderwertigkeit, Unterwerfung bis einem Gefühl von Schande fühlt man während so einem Wegrennen. Menschen der Torah und des Wissens, Menschen von Beethovens Symphonien, von Baudelaires Gedichten, von Michelangelos Skulpturen … Du bist ein Schaf und rennst wie ein Schaf … Und wie um mich zu ärgern, erspähte ich zwischen den Menschen einen weißen Schmetterling. Er schwebt, er flattert. Der letzte Schmetterling, der irgendwo da in den ersten warmen Herbsttagen geboren worden war …“

Segałowicz blieb 2 Jahre in Wilna, ging über die Sowjetunion nach Palästina, so überlebte er die Shoah. Er schrieb Gedichte, Romane und über den Holocaust.

„Wir hatten das Gefühl, dass wir einen Friedhof hinter uns gelassen haben … Viel Kraft bleibt nach so einem Tag nicht übrig, Glauben schon gar nicht. Zuerst hast du den Gedanken an egoistischen Selbstmord. Weggehen, Entlaufen von diesem schrecklichen Unglück, Weggehen, Entlaufen um jeden Preis. Nicht umschauen, nicht nachdenken, nicht fühlen und nicht mitfühlen. Aber danach, wenn man schon in kleinerer Gefahr ist, dann kommt die Frage an sich: Lohnt sich die ganze Rettung? Du rennst der Welt entgegen, während die Welt ein wildes Tier ist …“

Segałowicz starb 1949 in New York.

Hersh Danilewicz

Hershele wurde er genannt. Er schrieb jiddische volkstümliche Gedichte. 1882 in Lipno bei Warschau geboren.

Hershele gehörte zur Dichtergruppe Yung-Yidish, aber mehr noch hat er in die Tłomaczkie 13 gehört. Zusman Segałowicz schrieb in seinen Erinnerungen an die Tłomaczkie 13 in Warschau, wie oft Hershele sich in den Räumen des Jiddischen Schriftsteller- und Journalistenverbands aufgehalten habe, der nie ganz leer war, „irgendwo kratzte immer eine Feder über das Papier.“

Seine Gedichte, so Melech Ravitch über Hershele, schrieb er in winziger Schrift in winzige Bücher, damit er seine Werke immer mit sich herumtragen konnte. Er lebte mit seiner Frau und seinen Kindern in einem Vorort von Warschau, und er liebte es, in literarischen Salons auf der Bühne zu lesen, „mit Pathos und wie ein Löwe.“

Auch Löwen brauchen Nahrung. 1941 ist Hershele im Warschauer Ghetto verhungert.

Zeichnung aus: Zusman Segałowicz, Tłomaczkie 13.