Noach Pryłucki

Jiddischer Linguist, Rechtsanwalt, Journalist und Politiker. Er hatte einen großen Anteil an der Standardisierung des Jiddischen in Grammatik und Rechtschreibung.

Geboren 1882 in Berdichev, heute Ukraine. Sowohl jüdische als auch staatliche Erziehung. Pryłucki schrieb schon in jungen Jahren auf Jiddisch, Hebräisch und Russisch für die jüdische Presse.

Er setzte sich für eine jüdische Schule mit Jiddisch als Unterrichtssprache ein. Teilnahme an der Czernowitzer Sprachkonferenz mit dem Ziel, daß Jiddisch die Sprache des jüdischen Volkes werde. Pryłucki war Mitglied des YIVO.

Am 18. August 1941 wurde er von der Gestapo ermordet.

Nathan Birnbaum

Jüdischer Schriftsteller, Publizist, Jiddist und Philosoph, war maßgeblich an der Erneuerung und Festigung der jüdischen und jiddischsprachigen Kultur beteiligt und gab jiddische Zeitungen heraus. Birnbaum gilt als Vordenker des Zionismus.

Er wurde 1864 in Wien als Sohn osteuropäischer Einwanderer geboren. Seine Mutter hatte den schönen Geburtsnamen Seelenfreund. Nach seiner traditionellen religiösen Ausbildung und Erziehung studierte er Jura und beschäftige sich früh mit der Emigration nach Palästina, aber ohne die Idee eines eigenen Staates, engagierte sich für das Ostjudentum, den Chassidismus und die jiddische Sprache, prägte die Begriffe Zionismus und Ostjudentum. Er war der Initiator der berühmten ‚Konferenz für die jiddische Sprache‘ in Czernowitz.

Birnbaum starb 1937 in den Niederlanden.

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Abraham Reisen

אַבֿרהם רייזען

Geboren 1876 in Koidanowo, Russ. Kaiserreich, Belarus. Avrom Reyzen war ein jiddischer Schriftsteller, Publizist, Sozialist und Verleger. Er schrieb Kurzgeschichten aus dem Alltag der Armen in den Shtetlech, Gedichte, Lieder, Essays.

Traditionelle jüdische Erziehung, Studium der französischen und russischen Autoren, Lehrer in Litauen, Bundist, Übersetzer ins Jiddische, z.B. Tolstoi: Krieg und Frieden, Mitarbeiter mehrerer jiddischer Zeitungen in Warschau und Gründer eines jiddischen Wochenblatts in Krakau ‚Dos yudishe vort‘. Auch in Paris gründete Abraham Reisen ein Journal und er schrieb für den Forverts, korrespondierte mit Dinezon, I.L. Perez, Scholem Asch u.a.

Bedeutend ist Abraham Reisens großer Einsatz für die jiddische Sprache, seine Vorträge und Aktivitäten in Europa und seine Teilnahme an der Czernowitzer Sprachkonferenz, die Jiddisch zur jüdischen Nationalsprache erklären wollte.

Reisen war 1914 endgültig nach Amerika ausgewandert und gehörte zur Dichtergruppe Di Yunge. Er starb 1953 in New York.

Werkbeispiele
• 'Den Armen gewidmete traurige Motive'.
• 'Episoden  meines Lebens' (dreibändige Memoiren).
• Gezamelte shriftn. 1929. (24 Bände).
Viele seiner Werke wurden in alle Weltsprachen übersetzt und ins Ungarische, Dänische, Arabische [von Seltmann].

Bild Yiddishkayt 

Melech Ravitch

Der jiddische Schriftsteller und Literaturhistoriker Melech Ravitch hieß eigentlich Zechariah Choneh Bergner. Er wurde 1893 in Radymno, Galizien, heute Polen, geboren. Seine Mutter, Hinde Bergner, hat auch geschrieben. Die Czernowitzer Sprachkonferenz animierte ihn, jiddische Gedichte und Essays zu schreiben.

1921 ging er nach Warschau, er gehörte zu der jiddischen Dichtergruppe ‚Di Chaliastre‘, war Mitbegründer der Zeitschrift ‚Literarishe bleter‘ und des jiddischen PEN-Clubs.

Ravitch war in Australien, Argentinien, Mexiko , New York City und Israel, dann ließ er sich in Montréal nieder und schrieb zwanzig Bücher.

Seine tausend Seiten-Autobiographie:
Dos mayse-bukh fun mayn lebn.
Seine Lebensgeschichte und die des jüdischen Schriftsteller- und Kulturlebens von Galizien, Wien und Warschau über 1000 Seiten. Der Otto Müller Verlag hat eine Auswahl auf Deutsch herausgebracht, etwa ein Fünftel, und sich für Ravitchs Zeit in Wien entschieden. Er schreibt auch einiges über seine Familie. Diese deutsche Ausgabe hört da auf, als Ravitch sich entschließt, Wien zu verlassen, wo er sich als Bankangestellter langweilt, und nach Warschau zu gehen, wo das jiddische Dichterleben brodelt, besonders in der Tłomackie 13, Sitz des Jiddischen Schriftsteller- und Journalistenverbands.
Seine Riesenbiographie über jiddische Schriftsteller, die er selbst kannte und sehr lebhaft über sie berichtet, voller Anekdoten und persönlicher Erlebnisse: Mayn leksikon. 1945–1982. Und zahlreiche weitere Werke. Sein Sohn Josl Bergner wurde ein berühmter Maler. Von ihm stammt das Cover der deutschen Ausgabe. Melech Ravitch starb 1976 in Montréal.

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Chaim Zhitlowsky

Chaim Zhitlowsky, geboren 1865 in Uschatschy, Russisches Kaiserreich, heute Belarus. Er war jiddischer Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph und sozialistischer Politiker. Sein Vater war Chassid, er ein assimilierter Sozialrevolutionär.

Zhitlowsky übersetzte u.a. Heine und Nietzsche ins Jiddische, studierte autodidaktisch jüdische Geschichte. Sein erstes Buch, ‚Gedanken über das historische Schicksal des Judentums‘, wurde von Simon Dubnow als ‚antijüdisch‘ kritisiert, was Zhitlowsky stark enttäuschte.

Er war ein Verfechter für die jiddische und gegen die hebräische Sprache, forcierte diese Debatte auf der Czernowitzer Sprachkonferenz von 1908.

Zhitlowsky floh nach Berlin, um einer Verhaftung zu entgehen, wurde ausgewiesen, lebte in der Schweiz, wieder in Russland, emigrierte schließlich in die USA und schloss sich der jüdischen Arbeiterbewegung in New York an. Er gehörte zum radikalen linken Flügel der jüdischen Arbeiterbewegung.

1912-1919 erschienen in New York seine Gesammelten Schriften in 10 Bänden auf Jiddisch, viele Titel gibt es in deutscher Übersetzung. Zhitlowsky starb 1943.

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Jizchok Leib Perez

Jizchok Leib Perez wurde 1852 in Zamość, Kongresspolen, geboren. Er ist einer der drei Begründer der modernen jiddischen Literatur.

Traditionelle jüdische Erziehung und autodidaktische Weiterbildung, Jurastudium. Perez war Rechtsanwalt, Leiter der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft in Warschau und schrieb neben Jiddisch auf Hebräisch und Polnisch. Sein thematischer Schwerpunkt ist das Leben der Chassidim Osteuropas. Er war gegen die Hebraisten und setzte sich für die jiddische Sprache ein.

In Warschau scharrten sich die jiddischen Dichter um ihn, besonders aufstrebende junge Dichter kamen seinetwegen nach Warschau oder schickten ihm ihre ersten Gedichte zur Beurteilung. So wurde Warschau zum jiddischen Dichterzentrum. Perez verhalf vielen Dichtern zum Erfolg und sei es nur durch ein Lob, das als Ansporn reichte. Seit der Konferenz für die jiddische Sprache in Czernowitz wurde er offizieller Wortführer für Jiddisch.

Perez‘ Memoiren זכרונות blieben unvollendet. Er starb 1915 in Warschau. Er gilt zusammen mit Scholem Jankev Abramowitsch („Mendele Mojcher Sforim“ = Mendele der Buchhändler) und Scholem Jankev Rabinowitsch („Scholem Alejchem“) als Begründer der modernen jiddischen Literatur.

Porträt Wikipedia

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