Mordkhe Schaechter

Die große Linguisten-Familie Schaechter.

Itsye Mordkhe Schaechter war Dozent für Jiddisch, schrieb Lehrbücher und Wörterbücher.

Er wurde 1927 in Czernowitz geboren, das war zu seiner Zeit Rumänien. Die Mutter war Lifshe Schaechter-Widman und seine Schwester Beyle Schaechter-Gottesman, beide Sängerinnen jiddischer Lieder.

1944 Flucht nach Bukarest, wo Mordkhe Schaechter Sprachwissenschaft und Geographie studierte. 1947 in Wien Fortführung des Studiums.

1951 Auswanderung in die USA und Arbeit beim YIVO mit Max Weinreich. Schaechter war Dozent für Jiddisch u.a. an der Columbia University.

Er setzte sich sehr für die jiddische Sprache ein, denn Hebräisch war auf dem Vormarsch. Er arbeitete an der Standardisierung des Jiddischen, damit es jeder Sprache ebenbürtig würde. 1979 gründete er die League for Yiddish (heutige Leitung Sheva Zucker). Mordkhe Schaechter erhielt den Itzik Manger-Preis.

Mordkhe Schaechter hatte mit seiner Frau Charlotte Saffian vier Kinder:

• Rukhl Schaechter leitet den Forverts.

• Gitl Schaechter-Viswanath ist Mitherausgeberin des Compréhensive Yiddish Dictionary.

• Binyumen Schaechter ist Komponist für jiddische Musik.

• Eydl Reznik ist Lehrerin.

Sein Enkel Arun Schaechter-Viswanath übersetzte Harry Potter und der Stein der Weisen ins Jiddische.

Seine Enkelin Meena Viswanath ist Mitentwicklerin des Jiddischkurses auf Duolingo.

In der Familie wurde nur Jiddisch gesprochen. Mordkhe Schaechter starb 2007 in der Bronx. Er hat sechzehn jiddischsprachige Enkel.

Hier kann man ihn hören: Klick

Siehe auch WNYC Nachrichten

Beyle Schaechter-Gottesman

Jiddischsprachige Dichterin und Komponistin. Geboren 1920 in Wien in einer jiddischsprachigen Familie, die nach Czernowitz zog, wo ihr Bruder Mordkhe Schaechter geboren wurde, der ein berühmter Linguist wurde.

Den Krieg überlebte die Familie im Ghetto Czernowitz. 1951 Umzug nach New York. Leben in einer experimentellen jiddischen Gemeinschaft. Beyle Schaechter-Gottesman veröffentlichte acht Bücher, Gedichte für Erwachsene, Kinderbücher und Gesangsbücher. Sie starb 2013 in New York.

Ein Nachruf und ein Lied von ihr.

Ruth Wisse

Geborene Roskies, ist Professorin für Jiddische Literatur an der Harvard University.

Ruth Wisse wurde 1936 in Czernowitz geboren, derzeit Rumänien. Ihre Familie emigrierte 1940 nach Kanada. In ihrem Haus wurde nur Jiddisch gesprochen. Und da war es auch, wo sich jiddische Größen trafen, die Gänsehaut und Wehmut erzeugen. Isaac B. Singer, Melekh Ravitch, Itzik Manger, Avrom Sutzkever, Rachel Korn gingen bei den Roskies ein und aus.

Ein Schlüsselerlebnis im Leben von Ruth Wisse war die Begegnung mit Avrom Sutzkever. Durch ihn entschied sie sich, Jiddisch zu studieren. Sie studierte bei Max Weinreich und seinem Sohn Uriel. Max Weinreich vermittelte ihr sein ganzes Wissen und Erleben aus seiner jiddischen Vergangenheit in Wilna.

Ab 1968 lehrte Ruth Wisse selbst Jiddisch, und das mit einer solchen Inbrunst, daß ihre Studenten von ihrer Leidenschaft infiziert werden. Sie ist komplett von der jiddischen Literatur fasziniert. Sie unterrichtete auch charedische Frauen in jiddischer Literatur, Frauen, die Jiddisch als Alltags-, aber nicht als literarische Sprache kannten.

Ruth Wisse bedauert, daß Jiddisch „aus der gesamten Erfahrung des jüdischen Volkes herausgenommen wurde.“ Mit ihrer Arbeit trägt sie dazu bei, diese Wunde zu kitten. Denn, so sagt sie, „Jiddisch ist ein Schlüssel zum Wesen des jüdischen Volkes.“

Werke 
The IL Peretz Reader 
A Little Love in Big Manhattan 
The Best of Sholom Aleichem 
A Shtetl und andere jiddische Novellen 
The Penguin Book of Modern Yiddish Verse

Yiddish Book Center
Susanne Klingenstein 

Foto maxraskin.com 

Josef Burg

2009 starb mit dem 97 Jahre alten jiddischen Schriftsteller und Lehrer Josef Burg der letzte Überlebende und Jiddisch sprechende Jude in Czernowitz.

Geboren wurde er 1912 in Wischnitz, wo zu seiner Zeit von den 6800 Einwohnern 6300 Juden waren. Er brachte Bücher heraus, überlebte die Shoah in Usbekistan und konnte dann vierzig Jahre nicht mehr schreiben. Sein Bruder war im Spanischen Bürgerkrieg gefallen, seine Schwester und Mutter wurden ermordet.

Aber Josef Burg wollte die jiddische Literatur lebendig halten, so fing er 1980 mit ‚Dos leben geit waiter‘ wieder zu schreiben an. Viele seiner späten Werke wurden auch auf Deutsch herausgegeben und sind noch erhältlich.

In der Anthologie „… und das Herz wird mir schwer dabei – Czernowitzer Juden erinnern sich“ erzählt Burg, daß sein Vater erbost war, daß er auf Jiddisch schrieb. „Wer wird das lesen? Der Schneider oder Schuster vielleicht? […] auf Deutsch hätten es auch der Herr Doktor und der Herr Professor gelesen!“

Es gab nicht wenige Juden, die Jiddisch gehasst haben, erzählt er, wozu der jüdische Philosoph Moses Mendelssohn beigetragen haben soll. Aber Burg sagt, Jiddisch sei seine Muttersprache und Jiddisch sei das, was er spüre.

Ein Artikel: Bukowina-Portal

Bild Rimbaud Verlag

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Moshe Altman

Jiddischer Schriftsteller und Übersetzer, 1890 in Lipcani, Bessarabien geboren, heute Moldawien. Traditionelle jüdische Erziehung. Er schrieb Erzählungen, Novellen, Dramen, Gedichte, Essays, zwei Theaterstücke, war Redakteur einer jiddischen Zeitung und beherrschte sechs Sprachen. Den Zweiten Weltkrieg überlebte Altman in der Sowjetunion, war Mitglied des Sowjetischen Schriftstellerverbandes. 1949 wurde er aufgrund von ‚jüdischem Nationalismus‘ verhaftet und zu 10 Jahren Sibirien verurteilt. Rehabilitierung 1955 als gebrochener Mann. Altman lebte danach bis zu seinem Tod 1981 in Czernowitz und arbeitete am jiddischen Theater. Als letzte Schikane verweigerte das sowjetische Regime ihm eine jüdische Beerdigung. Er wurde auf einem christlichen Friedhof bestattet.


Bild jewishgen

Leibu Levin

Jiddischer Erzähler, Sänger und Komponist, 1914 geboren in Campulung in der Bukowina, heute Rumänien. Gestorben in Herzliya, Israel.

Er studierte die jiddische Sprache und Literatur, veranstaltete Liederabende, gab zahlreiche Konzerte in Czernowitz. In Bălți begegnete er dem Dichter und Komponisten Zelik Barditshever, den ich im letzten Beitrag vorstellte, und führte seine Lieder auf.

Nach 15 Jahren Arbeitslager wanderte er nach Israel aus und übersetzte die Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger ins Jiddische.

Leib Levin starb 1983 und hat um die 80 Melodien zu Texten der jiddischen Poesie geschaffen.

Wer mehr erfahren will, hier schreibt seine Tochter Ruth Levin über ihren Vater „Die Geschichte von Leib Levin“ -> Klick

Portrait ebd.

Hier singt Levin ein Gedicht von Itzik Manger -> Klick

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