Yosl Bergner

Jüdischer Maler und Sohn des jiddischen Schriftstellers Melech Ravitch, geboren 1920. Studium an der National Gallery of Victoria Art School in Melbourne, gestorben 2017 in Tel Aviv.

Melech Ravitch ging nach Montréal und veröffentlichte 20 Bücher.
Sein Bruder Herz Bergner ging nach Australien und bekam eine Auszeichnung für sein Buch über jüdische Flüchtlinge.
Ihr Bruder Mosche Harari Bergner ging als Pionier nach Palästina und anschließend erfolgreich auf die Akademie der bildenden Künste in Wien, um Maler zu werden. Und dann hatte er keine Kraft mehr zum Leben und erschoss sich mit 29 Jahren.

Aber Melech Ravitch hatte einen Sohn Yosl, und Yosl wurde Maler. Er führte das Werk zu Ende, für das sein Onkel keine Lebenskraft hatte. Einige der Bücher von seinem Vater Melech Ravitch und das seiner Großmutter Hinde sind mit Yosls Bildern versehen.

Moshe Harari Bergner

Der Maler unter den drei Söhnen von Hinde Bergner. Er war zehn Jahre Pionier in Palästina. Das Foto zeigt ihn als Freiwilligen in der englisch-jüdischen Legion in Ägypten 1918.

Nach seiner Rückkehr studierte er mit großem Erfolg Malerei an der Kunstakademie Wien.

Und dann hatte er keine Kraft mehr zum Leben und erschoss sich mit 29 Jahren.

Foto und Zitat aus dem Buch von Hinde Bergner ‚In den langen Winternächten‘.

Übersetzte Inschrift von Moshes Grabstein

Hinde Bergner

Die schreibenden Brüder Melech Ravitch und Herz Bergner hatten eine schreibende Mutter, die jiddische Schriftstellerin Hinde Bergner, 1870 in Radymno geboren, wo auch die Söhne zur Welt kamen. Sie sprach Jiddisch, Polnisch und Deutsch.

Ihre Söhne baten sie, die Erinnerungen an ihr Shtetl Radymno aufzuschreiben. Sie wussten von der schriftstellerischen Begabung ihrer Mutter. So entstand das Buch „In den langen Winternächten“.

1939 wurde das Shtetl von den Nazis überfallen, die Söhne lebten bereits woanders, Hinde konnte fliehen. 1942 hörten die Brüder noch einmal von ihr aus der Nähe von Lemberg, danach nie wieder. Nach Gilles Rozier*) soll sie in Belzec vergast worden sein, nicht weit von Radymno entfernt. Er schreibt auch, daß nur zwei von der fast halben Million, die nach Belzec gebracht wurden, überlebten.


Isaac Bashevish Singer im Geleitwort zu Hinde Bergners Buch:
„Was ich hier schreibe, ist nicht einfach eine Vorrede, sondern ein Liebesbrief an die Schriftstellerin Hinde Bergner, die die Nazi-Schurken 1942 oder 1943 umgebracht haben. Als ich zum ersten Mal ‚In den langen Winternächten‘ durchgelesen habe, […] erfasste mich eine seltsame Liebe zu Hinde Bergner, ihrem einzigartigen Stil, ihrem reichen Jiddisch und ihrem tief menschlichen, tief weiblichen und tief jüdischen Blick auf Mensch, Welt und Gott. Generationen jüdischer Frauen sprechen aus diesem Buch, von dem es der Schriftstellerin nur mehr gelang, einige Kapitel fertigzustellen. Ich höre nicht auf zu bedauern, daß sie das Werk nicht abgeschlossen hat. Das aber, was nach ihr geblieben ist, zeugt davon, das in dieser Frau ein großes Prosa-Talent vorhanden war, ein Talent und eine Lieblichkeit, die sie an ihre hochtalentierten Söhne […] weitergegeben hat. In einer Sprache, die unter der Feder lebt und bebt. Wie jede wahre Kunst ist dieses Buch reich an Informationen an allerhand Einzelheiten über das jüdische Shtetl in Ostgalizien.“

Ein weiteres Vorwort stammt von den Söhnen aus Kanada u Australien, die das Buch 1946 im jiddischen Original herausgaben.

Armin Eidherr vom Otto Müller Verlag Jiddische Bibliothek übersetzte es ins Deutsche. Das sei wegen der unbekannten galizischen Wörter, die in keinem Wörterbuch zu finden seien, eine Herausforderung gewesen. Er bediente sich deshalb der hebräischen Übersetzung von Ahari Aharoni (Tel Aviv 1982), dem das gelang, und ohne die Eidherr eine Übersetzung ins Deutsche wohl nicht möglich gewesen wäre.
Die Cover malte Ravitchs Sohn Yosl Bergner.

Das Traurige an dem Buch, es hört mitten im Satz auf. Es hört mitten im Satz auf, weil Hinde Bergner ermordet wurde.

In di lange winternecht. Deutsche Ausgabe.
Die jiddische Ausgabe wurde von Hinde Bergners Söhnen Mosche Harari (1892–1921), Melech Rawitch (1893–1976) und Herz Bergner (1907–1970) 1946 in Montréal herausgegeben
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Portrait aus Hinde Bergners o.g. Buch.

Herz Bergner

Der Schriftsteller Melech Ravitch (Zechariah Choneh Bergner) hatte zwei Brüder. Einer war der jiddisch-englische Schriftsteller Herz Bergner, geboren 1907 im polnischen Shtetl Radymno, Galizien. Er wanderte nach Australien aus und gewann für seinen Roman ‚Zwischen Himmel und Meer‘ die Australische Literatur-Goldmedaille. In dem Buch geht es um jüdische Flüchtlinge auf dem Weg nach Australien. Herz Bergner starb 1970 in Melbourne.

Portrait aus: Hinde Bergner: „In den langen Winternächten“

Melech Ravitch

Der jiddische Schriftsteller und Literaturhistoriker Melech Ravitch hieß eigentlich Zechariah Choneh Bergner. Er wurde 1893 in Radymno, Galizien, heute Polen, geboren. Seine Mutter, Hinde Bergner, hat auch geschrieben. Die Czernowitzer Sprachkonferenz animierte ihn, jiddische Gedichte und Essays zu schreiben.

1921 ging er nach Warschau, er gehörte zu der jiddischen Dichtergruppe ‚Di Chaliastre‘, war Mitbegründer der Zeitschrift ‚Literarishe bleter‘ und des jiddischen PEN-Clubs.

Ravitch war in Australien, Argentinien, Mexiko , New York City und Israel, dann ließ er sich in Montréal nieder und schrieb zwanzig Bücher.

Seine tausend Seiten-Autobiographie:
Dos mayse-bukh fun mayn lebn.
Seine Lebensgeschichte und die des jüdischen Schriftsteller- und Kulturlebens von Galizien, Wien und Warschau über 1000 Seiten. Der Otto Müller Verlag hat eine Auswahl auf Deutsch herausgebracht, etwa ein Fünftel, und sich für Ravitchs Zeit in Wien entschieden. Er schreibt auch einiges über seine Familie. Diese deutsche Ausgabe hört da auf, als Ravitch sich entschließt, Wien zu verlassen, wo er sich als Bankangestellter langweilt, und nach Warschau zu gehen, wo das jiddische Dichterleben brodelt, besonders in der Tłomackie 13, Sitz des Jiddischen Schriftsteller- und Journalistenverbands.
Seine Riesenbiographie über jiddische Schriftsteller, die er selbst kannte und sehr lebhaft über sie berichtet, voller Anekdoten und persönlicher Erlebnisse: Mayn leksikon. 1945–1982. Und zahlreiche weitere Werke. Sein Sohn Josl Bergner wurde ein berühmter Maler. Von ihm stammt das Cover der deutschen Ausgabe. Melech Ravitch starb 1976 in Montréal.

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